Spastik

Behandlung

Einen weiteren Stellenwert hat Botulinumtoxin in der Behandlung einer spastischen Parese. Hiermit können die Patienten besser mobilisiert werden und Spätschäden (Kontrakturen) können vorgebeugt werden. Besonders bewährt hat sich das Toxin zur Therpie des Spitzfußes, der Beugespastik des Arms und der Adduktorenspastik.

Das Wort Spastik leitet sich vom griechischen Wort „spasmos“ (Spasmus) ab und bedeutet Krampf. Eine solche Verkrampfung wird durch erhöhte Eigenspannung der Skelettmuskulatur hervorgerufen. Ein solcher Krampf ist oftmals mit Muskelsteifigkeit und eingeschränkter Beweglichkeit verbunden. Nicht selten führen diese überaktiven Muskeln zu entstellenden, schmerzhaften Körperhaltungen die für den Betroffenen zu Beeinträchtigungen in Alltagsaktivitäten und Lebensqualität führen.

Unseren Bewegungen liegt ein harmonisches Zusammenspiel der Muskeln zugrunde. Die Muskeln erhalten ihren Auftrag zur Bewegung und die Feinabstimmung im Zusammenwirken verschiedener Muskelgruppen von Gehirn und Rückenmark über sogenannte Nervenbahnen. Durch Schädigung eines Teils dieses Systems- Gehirn oder Rückenmark- ist dieses Zusammenspiel gestört und die Muskelspannung ist willkürlich nicht mehr kontrollierbar.

Wann entwickelt sich eine Spastik?

Die Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks (Zentralnervensystem) kann zahlreiche Ursachen haben, zum Beispiel

  • Schlaganfall
  • Unfälle mit Schädel-Hirn-Trauma oder Rückenmarksverletzungen
  • Multiple Sklerose
  • Frühkindliche Hirnschädigungen
  • Hirnentzündungen (Meningitis, Myelitis, Encephalitis)
  • Hirntumor

Eine Spastik kann somit sowohl im Erwachsenen- als auch im Kindes- und Jugendalter auftreten. In Deutschland sind schätzungsweise 250.00 Personen betroffen, darunter ca. 50.000 Kinder (Reichel, 2004).

In Deutschland erleiden jährlich 250.000 Menschen einen Schlaganfall (Stiftung dt. Schlaganfall-Hilfe). Bei mehr als einem Viertel entwickelt sich nach einer Zeitspanne von 3–6 Monaten eine Spastik.

Die Schwere der Spastik variiert je nach Ort und Ausmaß der Schädigung. Die Anzeichen reichen dann von leichter Muskelsteifigkeit bis hin zu anhaltenden Verkrampfungen der Muskulatur. Sie können lokal begrenzt auftreten oder mehrere Muskelgruppen bis hin zum ganzen Körper betreffen.

Weitere Anzeichen sind

  • Unkontrollierte Muskelbewegungen
  • Schlaffe Lähmungen
  • Erschöpfbarkeit der Muskeln
  • Schmerzen
  • Sensitivitätsstörungen
  • Gestörte Bewegungssteuerung

An den Armen sind meistens Schulter, Ellenbogen, Handgelenk und Finger betroffen. An den Beinen sieht man die Symptome häufig an Hüfte, Knie, Knöchel oder Zehen.

Zur Therapie der Spastik stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung die zum Erreichen eines optimalen Therapieerfolges auch miteinander kombiniert werden können. Die Auswahl oder Kombination richtet sich dabei nach dem Ausmaß der Spastik sowie den begleitenden Symptomen.

Zur Behandlung der Spastik eingesetzt werden:

Physiotherapie und Ergotherapie

Die Physiotherapie ist die Basis jeder Spastikbehandlung. Durch regelmäßige Dehnungsübungen die auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden wird die Beweglichkeit der betroffenen Muskeln und Gelenke erhalten oder sogar gebessert. Als hilfreich hat sich in vielen Fällen die begleitende Therapie mit Botulinumtoxin Typ A gezeigt da dieses durch gezielte Anwendung zu einer Muskelentspannung in den betroffenen Regionen führt.

Ziel der Ergotherapie ist das Erlernen und Erleichtern von Alltagsaktivitäten. Betroffenen und Angehörigen wird vermittelt, wie man trotz Einschränkungen durch die Spastik Tätigkeiten wie Anziehen, Körperhygiene oder Essen, vielleicht auch unter Einsatz spezieller Hilfsmittel, verrichten kann.

Medikamentöse Therapie

Medikamente wie Baclofen, Tizanidin oder auch Diazepam werden eingenommen und bewirken eine Muskelentkrampfung. Diese Wirkung ist allerdings nicht nur auf die betroffenen Muskelgruppen begrenzt, sondern spricht den ganzen Körper an. So können diese Medikamente eine bereits zusätzlich bestehende Lähmung ungünstig verstärken. Bei Patienten mit schwerer, chronischer Spastizität kann auch eine Pumpe in den Bereich des Rückenmarks implantiert werden, die den Wirkstoff Baclofen abgibt. Am meisten profitieren bettlägerige Patienten oder Patienten im Rollstuhl von dieser Therapie, wohingegen sie bei noch geh- oder stehfähigen Patienten nicht eingesetzt werden sollte.

Orthesen und Gipsbehandlung

Eine Orthese (Kurzwort aus „orthopädisch und Prothese“) ist ein durch den Orthopädietechniker hergestelltes Hilfsmittel, das zur Stützung, Entlastung oder Fixierung einer Körperregion dient. Die Gipsbehandlung wird zumeist an der unteren Extremität durchgeführt und dient der Dehnung und Streckung der Muskulatur. Beide Therapieoptionen werden gerne mit Botulinumtoxin-Injektionen kombiniert weil Orthesen und Gips dadurch besser toleriert werden.

Operative Maßnahmen

Operative Maßnahmen werden bei Vorliegen besonderer medizinischer Gründe und nach eingehender Prüfung aller Therapiealternativen durchgeführt. Es gibt die Option des Eingriffs am Nervensystem, bei der selektiv Nervenbahnen durchtrennt werden. Für orthopädisch-chirurgische Eingriffe kommen hauptsächlich Patienten mit chronischer Spastik in Frage bei denen alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Die Eingriffe erfolgen meist an Muskeln oder Sehnen, gelegentlich aber auch an Knochen und Gelenken.

Therapie mit Botulinumtoxin

Gemeinsam mit dem Arzt oder Therapeuten sollten Behandlungsziele vereinbart werden. Der Arzt wählt die entsprechende Therapie aus, möglich sind auch Kombinationen mehrerer Therapieoptionen (z.B. Botulinumtoxin in Kombination mit Orthesen).

Ziele können sein:

  • Verbesserung der Alltagsaktivitäten
  • Pflege- und Hygieneerleichterung
  • Erleichterung der Krankengymnastik
  • Verbesserung der Körperhaltung
  • Schmerzreduktion

Ultraschall-unterstützte Botulinumtoxin-Therapie der oberen Extremität

Ultraschall-unterstützte Botulinumtoxin-Therapie der oberen Extremität

Ultraschall-unterstützte Botulinumtoxin-Therapie der unteren Extremität

Ultraschall-unterstützte Botulinumtoxin-Therapie der unteren Extremität


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