Botulinumtoxin

Allgemeines zu Botulinumtoxin

Seit drei Jahrzehnten wird „Botox“ als therapeutische Substanz untersucht und zugelassen. Studien haben seine Effektivität insbesondere bei neurologischen Problemen nachgewiesen. Erfahrung, umfangreiche Forschung und eingehende Analysen haben „Botox“ zu einem sicheren und effektiven Wirkstoff gemacht.

Botulinumtoxin ist ein natürlich vorkommendes Bakteriengift, das vom Sporenbildner Clostridium botulinum unter anaeroben Bedingungen (Luftausschluss) produziert und bereits in kleinsten Mengen die als Botulismus bekannte Intoxikation verursachen kann. Heutzutage wird das lange Zeit nur als Giftstoff bekannte Neurotoxin medizinisch in stark verdünnter Konzentration zur Linderung muskulärer Verspannungen eingesetzt und ist Mittel der Wahl bei fokalen Dystonien.

Zu den Behandlungserfolgen mit Botulinumtoxin zählen nicht nur die Besserung der Bewegungsfunktion und die Erleichterung der Alltagsverrichtungen; die Behandlung beugt außerdem gefürchteten Komplikationen wie einer dauerhaften Kontraktur vor. Die Therapie mit dem hochwirksamen Toxin ist nebenwirkungsarm.

Wirkmechanismus von Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist ein von Bakterien produziertes Eiweiß, welches zu einer zeitlich begrenzten Schwächung der injizierten Muskulatur führt. Der Wirkmechanismus besteht darin, dass Botulinumtoxin die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin an der motorischen Endplatte, der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel, hemmt. Dadurch wird die Signalweiterleitung vom Nerv zum Muskel blockiert.

Botulinumtoxin wird dabei in geringen Mengen in die betroffenen Muskeln injiziert. Erste Effekte der Therapie können üblicherweise innerhalb von 7–10 Tagen beobachtet werden, der volle Wirkeffekt setzt in der Regel nach maximal 2–3 Wochen ein. Die Wirkdauer kann individuell unterschiedlich sein, beträgt aber meist drei Monate. Danach kommt es zu einer Wiederaufnahme der Signalübertragung durch die Regeneration der motorischen Endplatte, weshalb wiederholte Injektionen erforderlich sind. Die injizierte Dosis muss im Verlauf in Abhängigkeit vom vorangehenden Wirkeffekt ggf. angepasst werden. Die Therapie ist symptomatisch, d. h. die Injektion lindert lediglich die Symptome Ihrer Erkrankung und ist aufgrund der begrenzten Wirkdauer langfristig notwendig.

Die Behandlung darf nicht bei bekannter Allergie gegen Bestandteile des Präparates und bei bestehender oder geplanter Schwangerschaft durchgeführt werden, da bzgl. Botulinumtoxin und Schwangerschaft keine ausreichenden Erkenntnisse vorliegen. Patienten mit Antikoagulation (z. B. Marcumar, neue orale Antikoagulantien (Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban u. a.) dürfen in der Regel wegen der hohen Blutungsneigung nicht injiziert werden.

Nebenwirkungen sind selten: Bluterguss durch die Injektion (auch bei Patienten, die mit Aspirin behandelt werden), Schwellung, örtliche Infektion oder auch durch eine zu starke Wirkung oder zu hohe Dosis zu starke Schwächung des Muskels z. B. im Gesichts-/Augenbereich mit der Folge eines Herabhängen des Mundwinkels oder Lids. Dieser Effekt/Nebenwirkung klingt jedoch wie der therapeutische Effekt nach einigen Wochen wieder ab.

Therapieziele

Gemeinsam mit dem Arzt oder Therapeuten sollten Behandlungsziele vereinbart werden. Der Arzt wählt die entsprechende Therapie aus, möglich sind auch Kombinationen mehrerer Therapieoptionen (z. B. Botulinumtoxin in Kombination mit Orthesen etc.).

Ziele können sein:

  • Verbesserung der Alltagsaktivitäten
  • Pflege- und Hygieneerleichterung
  • Erleichterung der Krankengymnastik
  • Verbesserung der Körperhaltung
  • Schmerzreduktion


Zurück zur übergeordneten Seite